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Der Siebenkampf hat eine besondere Faszination, die nicht nur für die Athletinnen und Betreuer, sondern auch für die Zuschauer im Stadion und sogar für die aufmerksamen Beobachter zu Hause an den TV-Geräten zu spüren ist. Für manche Siebenkämpferin ist der Mehrkampf “ein halbes Leben in zwei Tagen”, in dem sich Höhen und Tiefen, Hoffnung, Enttäuschung, Wut und Kampfgeist in kürzester Zeit abwechseln. Dieses Wechselbad der Gefühle wird durch den unermüdlichen Kampf um jeden Zentimeter, jede Zehntelsekunde und jeden einzelnen Punkt, gegen zum Teil widrige äußere Bedingungen wie Regen oder Kälte, manchmal aber auch gegen unerträgliche Hitze und nicht zu vergessen gegen Selbstzweifel und Ängste zu etwas Unvergleichlichem. Selbst die Wartezeiten zwischen den Disziplinen, allein und doch inmitten der Konkurrentinnen sowie gefangen von den Gedanken rund um die vergangenen sowie kommenden Herausforderungen des Wettbewerbs, gehen nicht spurlos an den Athletinnen vorbei.
Die zwei Siebenkampftage, die nicht selten morgens um 5 Uhr beginnen und abends um 22 Uhr enden, verlangen mental und körperlich alles von den Athletinnen ab. Aufgrund der zum Teil völlig unterschiedlichen Disziplinen werden sowohl ausgeprägte Fähigkeiten in den Bereichen Schnelligkeit, Kraft und Ausdauer aber auch ausgereifte technische Fertigkeiten verlangt. Für internationale Erfolge müssen die Athletinnen alle Grunddisziplinen der Leichtathletik beherrschen. Ausgeprägte Schwächen sind nicht erlaubt. Und dennoch muss an einer schwächeren Disziplin nicht unbedingt der Gesamterfolg im Siebenkampf scheitern.
Möglicherweise gleicht eine unerwartete Bestleistung in der nächsten Disziplin den Tiefpunkt sofort wieder aus.
Einem Patzer können also immer auch neue Chancen gegen-überstehen, umgekehrt darf eine Bestleistung aber auch nicht zum Nachlassen in den weiteren Disziplinen führen. Das Aufrechterhalten der Konzentration, ein fester Glaube an sich selbst und seine eigene Leistungsfähigkeit, der Spaß am Wettkampf bei gleichzeitiger Fokussierung auf die individuell beste Leistung – das zeichnet Siebenkämpferinnen aus!
Trotz der individuellen Ziele, mit denen jede Athletin in den Wettbewerb geht, kommt im Mehrkampf mehr als in allen anderen Disziplinen der Leichtathletik der Gedanke des Fair Play zum Tragen. Die Athletinnen gehen kameradschaftlich miteinander um, nicht selten entstehen über die Karriere hinaus enge Freundschaften. Die Höhen und Tiefen innerhalb eines Wettkampfs, die gemeinsamen vielen Stunden im Wettkampfstadion und auf dem Aufwärmplatz schweißen die Siebenkämpferinnen zusammen. Nicht umsonst ist die gemeinsame Ehrenrunde mit allen Teilnehmerinnen nach Abschluss der sieben Disziplinen zu einer echten Tradition geworden. Dabei treten schließlich auch die Gedanken an Bestleistungen oder Medaillen in den Hintergrund. In diesen Momenten zählt das gemeinsame Gefühl, an den vergangenen zwei Tagen etwas Besonderes geleistet zu haben.
Der Siebenkampf wird an zwei Tagen ausgetragen und besteht aus den Disziplinen 100 Meter Hürden, Hochsprung, Kugelstoßen, 200 Meter (1. Tag) sowie Weitsprung, Speerwurf und 800 Meter (2. Tag).
Die Geschichte des Mehrkampfs reicht bis in die Antike zurück, als im Rahmen sogenannter kultischer Feste verschiedene Wettkämpfe für Männer, u.a. der Pentathlon durchgeführt wurden. Auch bei den
Olympischen Spielen der Neuzeit wurde zunächst nur der Zehnkampf der Männer ausgetragen.
In den 30er-Jahren wurde als Pendant zum Zehnkampf erstmals ein internationaler Fünfkampf für Frauen eingeführt. Seine olympische Premiere erlebte dieser Wettbewerb 1964 bei den Spielen in Tokio (Japan) mit den Disziplinen 80 Meter Hürden, Kugelstoßen, Hochsprung, Weitsprung und 200 Meter. In den Folgejahren wurde zuerst die 80-Meter-Hürdenstrecke auf 100 Meter verlängert (1969), später wurden die 200 Meter durch die 800-Meter-Distanz ersetzt (1977).
Bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau fand der Fünfkampf zum letzten Mal bei internationalen Meisterschaften statt. Im darauffolgenden Jahr wurde er offiziell durch den heutigen Siebenkampf abgelöst. Bei den Spielen 1984 in Los Angeles (USA) gehörte der Siebenkampf erstmals zum olympischen Wettkampfprogramm. 1988 stellt die US-Amerikanerin Jackie Joyner-Kersee mit 7291 Punkten den bis heute gültigen Weltrekord auf.
1981
Die Sowjetrussin Jekaterina Gordijenko durchbricht als erste Siebenkämpferin die 6000-Punkte-Marke.
Ramona Neubert stellt mit 6716 Punkten den ersten offiziellen Siebenkampf-Weltrekord auf.
1983
Ramona Neubert wird in Helsinki erste Weltmeisterin im Siebenkampf. Die Plätze zwei bis vier belegen mit Sabine Paetz, Anke Vater, Sabine Everts drei weitere deutsche Athletinnen.
1984
Der Siebenkampf der Frauen feiert in Los Angeles seine olympische Premiere. Die Goldmedaille gewinnt die Australierin Glynis Nunn, vor Jackie Joyner und der Deutschen Sabine Everts.
1986
Die US-Amerikanerin Jackie Joyner-Kersee übertrifft als erste Athletin die 7000-Punkte-Marke.
1988
Jackie Joyner-Kersee stellt mit 7291 Punkten (12,69 Sekunden/1,86 Meter/15,80 Meter/22,65 Sekunden/ 7,27 Meter/45,66 Meter/2:08,51 Minuten) den bis heute gültigen Weltrekord auf.
1991
Bei den Weltmeisterschaften in Tokio gewinnt die Wattenscheiderin Sabine Braun mit 6672 Punkten die Goldmedaille.
1992
In Götzis stellt Sabine Braun mit 6985 Punkten (13,11 Sekunden – 1,93 Meter – 14,84 Meter – 23,65 Sekunden – 6,63 Meter – 51,62 Meter – 2:12,67 Minuten) den bis heute gültigen Deutschen Rekord
auf.
1997
Sabine Braun wird in Athen zum zweiten Mal Weltmeisterin im Siebenkampf (6739 Punkte).
2007
Die Schwedin Carolina Klüft stellt bei den Weltmeisterschaften in Osaka mit 7032 Punkten den bis heute gültigen Europarekord auf.
2009
Die Leverkusenerin Jennifer Oeser gewinnt bei der Heim-WM in Berlin mit 6493 Punkten die Silbermedaille.
2012
Bei den Olympischen Spielen in London gewinnt Lilli Schwarzkopf mit 6649 Punkten die Silbermedaille.
2017
Bei den Weltmeisterschaften in London belegt Carolin Schäfer mit 6696 Punkten den 2. Platz.
Die Leistungen im Siebenkampf werden nach einer international gültigen Punktetabelle bestimmt. Grundlage dieser Tabelle sind Berechnungen eines Leistungsschlüssels, die sich am jeweiligen Weltrekord der Einzeldisziplin orientiert.
Die Wertigkeit der einzelnen Disziplinen im Siebenkampf ist nicht äquivalent. Während z. B. Hochsprung und Hürdensprint als Punktelieferanten gelten, müssen die Athletinnen im Kugelstoßen überdurchschnittliche Leistungen erzielen, um eine vergleichbare Punktzahl zu erreichen.
Im Siebenkampf stehen den Athletinnen im Kugelstoßen und im Speerwurf jeweils drei Versuche zur Verfügung. Im Hochsprung hat jede Athletin drei Versuche über dieselbe Sprunghöhe.
Anders als bei den Spezialistinnen ist im Siebenkampf ein Fehlstart pro Lauf erlaubt. Verursacht eine Athletin in einem Lauf den zweiten Fehlstart, wird sie in dieser Disziplin disqualifiziert,
darf den Siebenkampf danach jedoch fortsetzen. Tritt eine Sportlerin zu einer Disziplin nicht an, wird sie von den folgenden Disziplinen ausgeschlossen und im Gesamtergebnis nicht gewertet.