Es war ihr Siebenkampf. Claudia Rath nutzte in Abwesenheit einiger Medaillengewinnerinnen der letzten Jahre die Gunst der Stunde und belegte in einem spannenden Wettkampf mit der neuen
persönlichen Bestleistung von 6462 Punkten den vierten Platz. Lediglich 15 Punkte fehlten der Frankfurterin zu Bronze. Gold gewann die Ukrainerin Hanna Melnychenko mit 6586 Punkten, Silber ging
an die Kanadierin Brianne Theissen Eaton mit 6530 Punkte. Bronze gewann die Niederländerin Dafne Schippers mit 6477 Zählern.
Claudia Rath präsentierte sich an den zwei Siebenkampftagen von Beginn an in einer Top-Form. Sie eröffnete den Mehrkampf mit schnellen 13,55 Sekunden über 100 Meter Hürden und legte kurz darauf
mit 1,83 Metern im Hochsprung eine neue Bestmarke nach. 12,88 Meter im Kugelstoßen und 24,27 Sekunden über 200 Meter brachten ihr nach dem ersten Tag einen aussichtsreichen achten Rang im
Zwischenklassement ein. Mit einem Ergebnis unter den Top sechs war in Anbetracht ihrer Stärken im Weitsprung und über 800 Meter zu rechnen. Eine Medaille schien jedoch zu weit weg für die
EM-Siebte des Vorjahres. Diese Vorzeichen änderten sich mit der fünften Disziplin grundlegend. Mit einer Weitsprungbestleistung von 6,50 Meter angereist, legte Claudia Rath einen fulminanten
Start in den zweiten Wettkampftag hin und verbesserte sich gleich im ersten Versuch auf starke 6,67 Meter. Sie sprang damit die beste Weite der Konkurrenz und schob sich mit Platz drei erstmals
auf einen Medaillenrang im Gesamtklassement vor. Spannend machte sie es danach in ihrer Zitterdisziplin Speerwurf. Erst im dritten Versuch schleuderte sie den Speer knapp über die 39-Meter-Marke.
Sie verfehlte mit 39,04 Meter zwar den erhofften Wurf über die 40 Meter, erhielt sich aber als Sechste und mit nur 48 Punkten Rückstand auf den Bronzerang die Möglichkeit, über die abschließenden
800 Meter um die Medaille zu laufen. In diese Position hatten sich nach sechs Disziplinen auch die sprintstarke Niederländerin Dafne Schippers, Dritte nach dem Speerwerfen, sowie die Französin
Antoinette Nana Djimou und die Britin Katharina Johnson-Thompson als Vierte und Fünfte gebracht. Während die Vergabe der Gold- und Silbermedaille eine sicherer Angelegenheit für die Ukrainerin
Hanna Melnychenko und Brianne Theissen Eaton – die Ehefrau des frischgebackenen Zehnkampfweltmeisters Ashton Eaton – werden sollte, lieferte sich Claudia Rath mit ihren Konkurrentinnen einen
spannenden Kampf um den Bronzeplatz. Bereits in Ratingen hatte die Frankfurterin mit ihrem Ergebnis von 2:08,68 Minuten gezeigt, welche Laufqualitäten in ihr stecken. Entsprechend couragiert ging
sie auch in Moskau die zwei Stadionrunden an. Zusammen mit der Kanadierin bestimmte sie das Tempo auf der ersten Runde. Nach 500 Metern setzte sie sich an die Spitze des Feldes und stürmte in der
neuen persönlichen Bestzeit von 2:06,43 Minuten ins Ziel. Doch auch Katharina Johnson-Thompson und Dafne Schippers verbesserten ihre bisherigen Bestmarken deutlich. Am Ende rettete die
Niederländerin Dafne Schippers 15 Punkte Vorsprung ins Ziel und sicherte sich mit neuem niederländischen Rekord die Bronzemedaille. Angesichts dreier persönlicher Einzelbestleistungen sowie des
neuen Siebenkampfrekords von 6462 Punkten kann Claudia Rath mit ihrem vierten Rang dennoch sehr zufrieden das Moskauer Stadion verlassen.
Julia Mächtig auf Rang 17
Während Claudia Rath einen Siebenkampf nach Maß ablieferte, wollte der bis dato Jahresbesten deutschen Athletin Julia Mächtig in diesem Siebenkampf nichts so richtig gelingen. Bereits am ersten
Tag war die Neubrandenburgerin in allen vier Disziplinen hinter ihren Leistungen von Ratingen zurückgeblieben. Und auch der zuletzt starke Weitsprung und Speerwurf brachten an Tag zwei keine
Trendwende. Mit 6,07 und 44,74 Metern blieb die Olympiateilnehmerin deutlich unter ihren Möglichkeiten. Dennoch beendete sie den Siebenkampf und war nach dem Zieleinlauf ihrer Teamkollegin
Claudia Rath eine der ersten Gratulantinnen der Frankfurterin. Für Julia Mächtig gingen am Ende 6021 Punkte und Rang 17 in die Ergebnislisten ein. Die dritte deutsche Starterin Kira Biesenbach
hatte den Wettkampf wegen muskulären Problemen nach drei Disziplinen aufgeben müssen.