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EM-Bronze für Carolin Schäfer

Erkämpfte sich in Berlin die Bronzemedaille – Carolin Schäfer. (Foto:Iris Hensel)
Erkämpfte sich in Berlin die Bronzemedaille – Carolin Schäfer. (Foto:Iris Hensel)

Die Europameisterschaften in Berlin waren ein gutes Pflaster für Carolin Schäfer. Sie belegte im gut besuchten Olympiastadion mit der Saisonbestleistung von 6602 Punkten den dritten Platz und gewann damit ihre zweite internationale Medaille bei den Aktiven. Gold und Silber gingen an die Belgierin Nafissatou Thiam (6816 Punkte) und die Britin Katarina Johnson-Thompson (6759 Punkte).

Wie schon die gesamte Saison so war auch der Wettkampf in Berlin für Carolin Schäfer kein Selbstläufer. Die Frankfurterin musste sich jeden einzelnen Punkt erkämpfen und tat dies bravourös. Nach einem guten, aber nicht überragenden Einstieg über die 100 Meter Hürden in 13,33 Sekunden, folgten 1,79 Meter im Hochsprung. Vom Zwischenrang 5 ging es für die Vize-Weltmeisterin in ihre diesjährige Wackeldisziplin, dem Kugelstoßen. Und auch dieses Mal wollte die Kugel zuerst nicht wie gewünscht fliegen. Doch Carolin Schäfer behielt die Nerven, steigerte sich auf 14,12 Meter und schob sich damit sogar auf den dritten Rang im Zwischenklassement nach vorn.

Zu diesem Zeitpunkt war der Kampf um die europäische Krone zwischen der favorisierten Nafissatou Thiam (BEL) und Katarina Johnson-Thompson (GBR) bereits in vollem Gange. Ab dem Hochsprung, den beide mit überragenden 1,91 Meter abschlossen, hatte stets eine der beiden die Führungsposition inne. Letztendlich fiel die Vorentscheidung im Speerwerfen. Hier nahm die Olympiasiegerin und Weltmeisterin Thiam ihrer Konkurrentin mit überragenden 57,91 Meter mehr als 15 Meter ab, was ihr einen komfortablen Vorsprung von rund 200 Zählern vor den abschließenden 800 Metern verschaffte. Trotz diesen scheinbar deutlichen Ausgangslage wurde es in der letzten Disziplin noch einmal spannend. Denn die bekannt starke Läuferin Katarina Johnson-Thompson versuchte alles, um sich von Nafissatou Thiam abzusetzen. Nach starken 2:09,84 Minuten überquerte die Britin die Ziellinie, knapp zehn Sekunden vor der Belgierin. Sie verkürzte den Abstand damit auf 57 Zähler, konnte die große Titelfavoritin aber nicht mehr vom Goldrang verdrängen. Die Silbermedaille und eine neue persönliche Bestleistung von 6759 Punkten dürften für die 25-Jährige jedoch Entschädigung genug gewesen sein.


Nafissatou Thiam gewann in Berlin ihren dritten internationalen Titel in Folge. Trotz einer nicht optimalen Vorbereitung aufgrund einer allergischen Reaktion nach einem Insektenstich überbot die Weltjahresbeste erneut die 6800-Punkte-Marke und zeigte, dass sie derzeit die weltweit stärkste Siebenkämpferin ist.

Ähnlich wie bei Nafissatou Thiam, war auch bei Carolin Schäfer das Speerwerfen im Berliner Olympiastadion der endgültige Schlüssel auf dem Weg zum Medaillengewinn. In der Vorbereitung hatte sich die Frankfurterin mehrfach Tipps von Olympiasieger Thomas Röhler geholt und bereits beim Qualifikationswettkampf in Ratingen einen überragenden Seerwurf gezeigt. In Berlin schleuderte Carolin Schäfer den Speer auf 53,73 Meter und schob sich auf Rang drei der Gesamtwertung  nach vorn. Mit abschließenden 2:14,65 Minuten über 800 Meter verteidigte sie den Bronzerang vor der Österreicherin Ivona Dadic, die mit 6552 Punkten einen nationalen Rekord aufstellte.

Großes Pech für Louisa Grauvogel und Mareike Arndt
Für die beiden weiteren deutschen Siebenkämpferinnen Louisa Grauvogel und Mareike Arndt fand der Wettkampf nach vollendeten sechs Disziplinen ein jähes Ende. In der Pause zwischen der sechsten und siebten Disziplin wurden sie auf dem Weg ins Hotel in einen Autounfall verwickelt. Auf den Rängen 7 und 12 im Zwischenklassement platziert, konnten sie zu den abschließenden 800 Metern nicht mehr antreten. Beide wurden nach dem Unfall vorübergehend in Krankenhäuser eingeliefert. Nach gründlichen Untersuchungen konnte jedoch Entwarnung gegeben werden. Louisa Grauvogel konnte noch am Abend, Mareike Arndt am nächsten Morgen das Krankenhaus verlassen. Beide haben nur leichte Verletzungen davongetragen.

Sowohl Louisa Grauvogel als auch Mareike Arndt hatten bei ihrem EM-Debüt einen hervorragenden Wettkampf auf Bestleistungsniveau gezeigt. Louisa Grauvogel erzielte in 12,97 Sekunden die schnellste Hürdenzeit der Konkurrenz, Mareike Arndt überzeugte u.a. mit 14,65 Metern im Kugelstoßen. Es bleibt beiden zu wünschen, dass sie sich schnellstmöglich von ihren Verletzungen erholen und die positiven Erinnerungen, das Flair und die tolle Stimmung im Berliner Olympiastadion mitnehmen für ihre nächsten Herausforderungen auf nationaler und internationaler Wettkampfbühne.