· 

Deutsche Siebenkämpferinnen mischen in Götzis ganz vorne mit

Carolin Schäfer katapultierte sich in Götzis in die absolute Weltspitze (Foto:Iris Hensel)
Carolin Schäfer katapultierte sich in Götzis in die absolute Weltspitze (Foto:Iris Hensel)

Auch in diesem Jahr wurde das Hypomeeting in Götzis seinem Ruf als weltbestes Mehrkampfmeeting gerecht. Insbesondere die Frauen glänzten mit Siebenkampf-Ergebnissen der Extraklasse. Neben einem neuen Meetingrekord von 7013 Punkten durch Siegerin Nafissatou Thiam, durften die Zuschauer in Summe fünf Landesrekorde, 15 Siebenkampf-Bestleistungen sowie reihenweise persönliche Disziplin-Rekorde bejubeln. Noch nie gab es zudem für alle drei Podestplätze mehr als 6800 Punkte.

Ganz vorn mischten auch die beiden Deutschen Carolin Schäfer und Claudia Salman-Rath mit. Carolin Schäfer gelang nach 2015 erneut ein zweiter Platz, nachdem sie sich um fast 300 Punkte auf sensationelle 6836 Punkte gesteigert hatte. Sie war damit die beste Deutsche seit 25 Jahren und wurde zur erst fünften Deutschen, die mehr als 6800 Punkte erzielen konnte.

Auch Claudia Rath konnte über sich hinauswachsen und verbesserte ihre vier Jahre alte Siebenkampf-Bestmarke deutlich auf 6580 Punkte. Diese bescherten ihr Platz fünf – ihre bislang beste Platzierung in Götzis. Sie knackte zudem nicht nur wie im Vorbeigehen die Qualifikation für die WM in London im Siebenkampf, sondern zugleich auch im Weitsprung, wo sie mit Bestleistung von 6,86 Meter Disziplinsiegerin wurde.


Die dritte Deutsche im Bunde, Jennifer Oeser, musste den Siebenkampf nach zwei Disziplinen mit Rückenbeschwerden abbrechen. Sie wird in Ratingen erneut angreifen.

Carolin Schäfer im Flow
Beide Tage liefen für die Frankfurterin Carolin Schäfer wie am Schnürchen. Sie startete bereits über die Hürden mit neuer Siebenkampf-Bestleistung und der zweitschnellsten Zeit aller Siebenkämpferinnen: 13,09 Sekunden. Im Hochsprung knüpfte sie nahtlos an, überquerte im dritten Versuch 1,86 Meter und schraubte ihre Bestleistung um zwei Zentimeter nach oben. Im Kugelstoßen folgte die nächste Top-Leistung mit 14,76 Metern, die nur drei Zentimeter unter ihrer bisherigen Hausmarke lagen. Zum Abschluss des ersten Tages sprintete sie die 200 Meter in 23,36 Sekunden (bisherige PB: 23,37s) und legte die drittschnellste Zeit aller Athletinnen auf die Bahn. In der Zwischenwertung bedeutete dies 4053 Punkte, Platz drei und 132 Punkte Vorsprung auf ihren bisher besten Siebenkampf. Die 6700 Punkte schienen damit in Reichweite!

Spannend machte es die Olympia-Vierte zu Beginn des zweiten Tages: nach zwei ungültigen Sprüngen im Weitsprung, ging sie auch im letzten Versuch volles Risiko und wurde mit 6,57 Meter belohnt – 26 Zentimeter über ihrem bisherigen Hausrekord. Statt wie bislang Punkte einzubüßen, schob sich die Hessin nach der 5. Disziplin zwischenzeitlich sogar an die Spitze des Gesamtklassements. Im Speerwurf zog dann allerdings die favorisierte Olympiasiegerin Nafissatou Thiam mit ihren überragenden 59,32 Meter, belgischem Landesrekord, an ihr vorbei, auch wenn die Deutsche auf sehr gute 49,80 Meter kam. Als vor dem abschließenden 800-Meter–Lauf klar war, dass Carolin sowohl die 6600- als auch die 6700-Marke überspringen und unerwartet 6800 Punkte knacken könnte, nahm sie ihre Beine in die Hand. Mit 2:14,73 bliebt sie nur knapp unter ihrer Bestleistung und verteidigte mit Biss ihren zweiten Platz. Am Ende durfte sie über 6836 Punkte jubeln. Eine Leistung, die kaum noch zu toppen war. Nur Nafissatou Thiam konnte dieses Weltklasse-Ergebnis noch übertrumpfen. Die Belgierin wurde ihrer Favoritenrolle gerecht und erreichte mit überragenden 7013 Punkten das drittbeste Ergebnis der Geschichte.

Bei Claudia Salman-Rath,ebenfalls von LG Eintracht Frankfurt, lief es nicht immer wie am Scnürchen. Auch sie legte einen guten Start über 100 Meter Hürden hin und erreichte mit 13,51 Sekunden ihre fünftbeste Zeit ihrer Karriere. Im Hochsprung, musste sie sich jedoch mit 1,74 Meter begnügen und büßte wertvolle Punkte ein. Diese holte sie überraschend ausgerechnet beim ungeliebten Kugelstoßen auf, wo sie die Vier-Kilo-Kugel auf exakt 14,00 Meter stieß und 22 Zentimeter auf ihre Bestleistung draufpackte. Nach einer weiteren Bestleistung über 200 Meter in 23,62 Sekunden verabschiedete sich Claudia Rath gar mit einem Plus von 30 Punkten auf Bestleistungskurs und Platz 9 in den zweiten Tag. Dieser ist üblicherweise ihr stärkerer, vor allem aufgrund ihrer Paradedisziplin, dem Weitsprung. Nach ihrer Bronzemedaille aus der Hallensaison erfüllte sie die hohen Erwartungen und setzte im dritten Versuch einen unglaublichen Satz von 6,86 Meter in die Grube. Das bedeutete eine neue Bestleistung und die Einzel-Quali für die WM in London! Mit diesem Disziplin-Sieg katapultierte sie sich in der Siebenkamopfwertung zugleich um vier Plätze nach vorne. Im folgenden Speerwurf blieb sie erwartungsgemäß zurück, erzielte aber für sie ordentliche 39,67 Meter. Mit der Aussicht auf ein Resultat jenseits von 6500 Punkten und damit einer neuen Bestleistung machte sich Claudia Rath auf die zwei Runden der letzten Disziplin. Diese entschied sie wieder in beeindruckender Manier für sich und rannte in 2:05,54 Minuten zur neuen persönlichen Bestmarke sowohl über 800 Meter als auch im gesamten Siebenkampf.

Beiden Athletinnen dürften die Tickets für die WM in Londn sicher sein, obwohl die endgültige Entscheidung erst nach dem Qualifikationswettkampf in Ratingen fällt.